Terry Yaki, die lindgrün Süffige

Gardist/Schwester Terry

Meister:in der Kollekte

Wie lautet dein vollständiger Ordensname und was bedeutet dieser für dich?

Terry Yaki, die lindgrün Süffige – Terry habe ich gewählt weil es ein Unisex-Name ist und ich, noch bevor ich mich entschieden habe, sowohl als Schwester als auch als Gardist zu manifestieren, wusste, dass ich eine eher androgyne Rolle darstellen möchte. Außerdem gefiel mir der eher herbe Klang des Namens. Yaki ist letztlich nur ein Wortwitz, damals haben wir im Haus auch noch mit Beinamen wie Terry Er oder Terry Ne geliebäugelt.

Die Lindgrün Süffige ist ein politisches Statement und entstand als der Begriff des linksgrün Versifften Gutmenschen als Schimpfwort genutzt wurde. Ich persönlich finde soziale Gerechtigkeit und ökologisches Bewusstsein sehr wichtig um kommenden Generationen eine lebbare und lebenswerte Zukunft zu hinterlassen und empfand dieses „Versifft“ als menschenverachtend und undemokratisch. Ganz in der Tradition von queerer Szene habe ich diese Beleidigung also für meine Zwecke adaptiert und als Selbstbezeichnung genutzt – nur eben mit einer kleinen Wortspielerei. Lindgrün ist auch einfach eine schöne Farbe

Wieviel linksgrünversifft steckt in dir?

Sehr viel. Ich glaube daran, dass jede einzelne Person dazu beitragen kann für Gerechtigkeit zu sorgen und Menschen zu helfen, die gerade eine schwere Zeit durchmachen. Es gibt unzählige Menschen und Gruppen, die ausgeschlossen und diskriminiert werden – dagegen gilt es anzukämpfen. Wenn alle für einander sorgen, ist für jeden gesorgt. In Anbetracht unseres technologischen Fortschritts und unseres Wissens, dürfte es eigentlich keine Armut geben, weder in einem reichen Land wie Deutschland noch global.

Der Planet wird den Klimawandel überleben, wir Menschen jedoch nicht – da ist die große Frage eben, was wollen wir? Am Ende sind die einzelnen Beiträge wie Vegetarismus, Veganismus, Verzicht auf Flugreisen usw. ein wichtiges Statement – die Verantwortung sollte meines Erachtens nach aber eher bei denen liegen, die die Umwelt mehr verpesten. *hust* Privatjetfliegende und Unternehmen *hust*

Und wie schaffst du es, damit im Osten Deutschlands zu überleben?

Eigentlich ganz gut. Eine Fehlinterpretation des Ostens ist es, immer nur über die erstarkte Rechte zu sprechen. Tatsächlich gibt es im Osten auch eine starke Linke (und damit meine ich nicht zwangsläufig die Partei oder den sehr sichtbaren, schwarzen Block), sondern eben alle Menschen, die alternative Lebensstile leben und erhalten. Sei es nachbarschaftliche Straßenfeste, Sharing von Essen oder Büchern oder Werkzeugen.

Ich denke auch, dass meine sehr diplomatische Art hilfreich ist. Ich arbeite privat mit Kindern und Jugendlichen aus Milieus, in denen rechtes Gedankengut nicht selten ist. Doch dahinter stecken (aus meiner Erfahrung) oft Frustrationen und Enttäuschung. Wenn man für die Problemlagen Toleranz aufbringen kann und nicht immer gleich die Nazikeule schwingt, ist Diskussion und Aufklärung möglich.

Was gefällt dir an deiner Mission (der Stadt in der du den Orden vertrittst) am besten?

Ich bin in Halle aufgewachsen und habe nie darüber nachgedacht wegzuziehen. Ich als Jugendlicher in der Aidshilfe als Ehrenamtlicher aufgenommen und angenommen wurden und das erste Mal mit queerer Szene in Kontakt gekommen. Mit der Stadt selbst bin ich einfach sehr verwurzelt, liebe die diversen Schauplätze und diese ruppige, teils hingerotzte Mentalität.

Wie lange bist du bereits im Orden und was hat dich bewogen, beizutreten?

Seit November 2013, kurz nach Ende meines Bundesfreiwilligendienstes bei der Aidshilfe. Ich wollte die Präventionsarbeit fortsetzen und das auf eine künstlerischere und lustigere Art. Es gab in meiner Stadt keine Schwester oder Gardisten und der Platz war sozusagen „frei“. Als damals 19 Jähriger ging es mir auch viel um Selbstausdruck und Ausleben meiner eigenen Queerness.

Womit müssen die Leute rechnen, wenn du in ihrer Stadt manifestierst?

Da ich keinen Alkohol mehr trinke, mit nichts Schlimmen, denke ich. Ich bin eher zurückhaltend und mehr an interessanten Gesprächen interessiert. Mein Humor ist sehr trocken und etwas verdreht, und wird manchmal nicht ganz so verstanden, wie er gemeint ist. Bzw. ernte ich dafür auch schonmal irritierte Blicke, bis es dann Klick macht. Und wenn die richtigen Schlüsselworte fallen, kann es schonmal passieren, dass ich minutenlange Monologe halte.

Was ist auf einer Manifestation dein Lieblingsgetränk?

Früher war es Radler oder Bier. Mittlerweile bin ich sehr zufrieden mit einer Limo.

Was ist der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?

Da gibt es sicherlich viele. Der aktuellste war im Rahmen meines Studiums: Auf mein Bauchgefühl zu hören. Durch stetige Bildung und Erfahrungen, entwickelt man eine sehr solide Intuition, wie man sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat und es weniger darauf ankommt, welche Erwartungen an dich gestellt werden bzw. welche Erwartungen du spekulierst, sondern nach dem Gefühl zu handeln, dass du in dem Moment verspürst.

Was ist auf einer Manifestation dein Lieblingsgetränk?

Alkohol – nein, Spaß… in letzter Zeit fahre ich oft, dann ist es Cola oder Wasser, aber wenn ich trinken darf, dann am ehesten Gintonic.

Ohne welchen Gegenstand, welches Signatur oder Branding würdest du nie manifestieren?

Ich habe von meiner Tutorin, also der Schwester die, neben der Meisterin des Noviziats, für meine Ausbildung zuständig war, mal eine blaue Ansteckplakette bekommen, auf der „Baby Boy“ steht. Da meine Tutorin sich leider nie so richtig um mich gekümmert hat, ist das irgendwie das einzige, dass ich von ihr habe. Außerdem ist es ein echter Hingucker. Und steht, glaube ich, auch ein bisschen dafür, dass hinter der Ordensfigur immer noch ein kleiner Junge steckt. (der mittlerweile zwar erwachsen, aber eben körperlich noch sehr klein ist)

Was waren deine bisher schönsten Erlebnisse als Mitglied des Ordens?

Ich denke da vor allem an die Zeit, die wir außerhalb des Manifestierens verbringen. Ohne den Orden hätte ich die Menschen hinter den Ordensfiguren nie kennengelernt, da es sich um Personen handelt, die nicht nur in anderen, teils weit entfernten Städten handelt, sondern auch um Personen, die ich in meiner Lebenswelt sonst nicht habe. Das ist immer wieder eine tolle Bereicherung um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die eigenen Standpunkte zu hinterfragen aber auch zu teilen.

Gibt es Erlebnisse oder Erfahrungen im Habit, die dich als Privatperson beeinflusst haben?

Keine konkreten, die mir einfallen. Aber prinzipiell ist es für die eigene Selbstwirksamkeit schön, anderen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern oder ein positives Feedback für meine Arbeit zu erhalten.

Ich glaube, die schönste Erfahrung ist, Menschen durch den Orden kennengelernt zu haben und mit ihnen langjährige Freundschaften geknüpft zu haben, die ich ansonsten verpasst hätte. Denn obwohl wir im Haus alle dieselbe Arbeit machen, sind wir als Privatpersonen sehr unterschiedlich, mit diversen Lebensstilen, Herkünften und Meinungen. Da wir aber auch privat miteinander reden (auch über Themen, die nicht mit Ordensarbeit zu tun haben) fand da immer viel Austausch statt, den ich in meiner privaten Blase nicht gehabt hätte. Ich denke, wir haben uns da gegenseitig neue Perspektiven und Sichtweisen auf Leben, Politik usw. eröffnet und uns gegenseitig bereichert, statt nach dem Mund zu reden oder uns anzugiften.

Wenn du eine Super-Nonne wärst, welche Superkraft hättest du?

Meine absolute Lieblingskraft wäre es, in Situationen, in denen außer für einen Lacher, keinen Zweck erfüllt, übermenschliche Dinge zu vollbringen. Wie einen Nagel mit der bloßen Hand in eine Steinwand zu dreschen und dabei die Wand zu sprengen – nicht weil es irgendwem hilft, sondern weil es einfach sehr albern aussehen würde, wenn ich mit meiner Statur so was tun würde. Feuer speien um Zigaretten anzuzünden und sie dabei komplett verbrennen oder Fliegen um eine Pfütze zu umgehen, nur um danach in einer viel größeren zu landen.

Was schätzen andere Ordensmitglieder an dir?

Meine tolerante und gelassene Art. Man fühle sich wohl gut aufgehoben in meiner Gegenwart.
Meine unkonventionellen Make-Up Skills schätzen und verfluchen sie zu weilen. Das ist Gabe und Fluch. Außerdem meinen unterschwelligen und teilweise nicht als solchen erkennbaren Humor.

Was sind deine Marotten?

Ich bin vom Sternzeichen Waage und habe extreme Schwierigkeiten mich zu entscheiden. Außerdem, wie bereits beschrieben, ist mein Humor nicht unbedingt der verträglichste. Also ich denke schon, dass ich witzig bin, aber manchmal ist der so drüber oder unlesbar, dass Menschen nicht wissen, ob ich das jetzt ernst meine oder nicht.

Und ich beherrsche den Tanzstil „Fettnäpfchen Jumpstyle“ mit dem ich zielsicher und unbeabsichtigt manchmal ganz schlimm taktlose Dinge sage.

Terry, du bezeichnest dich auf Veranstaltungen gerne als 14-jährige Lesbe. Lesbe können wir uns erklären, aber warum 14?

Ich denke, das ist ein Schutzmechanismus. Indem ich mich in meiner Ordensfigur minderjährig mache, kann ich mir mehr Fehler erlauben bzw. darf auch etwas frecher sein. Andererseits passt es auch einfach zu mir, ich habe die Ausbildung im Orden mit 19 Jahren begonnen, was schon ziemlich früh ist und war in unserem Haus immer die jüngste Person – diese Übertreibung mit „14-jährige Lesbe“ unterstreicht meinen vermeintlichen Kükenstatus einfach noch.

Außerdem habe ich mich da an Lea orientiert, die seit Jahren 28 ist – 14 ist halt genau die Hälfte.