Schwester Lea o’Hura Magistra Super’i’Or

Schwester Lea

Meisterin des Noviziats

Wie lautet dein vollständiger Ordensname und was bedeutet dieser für dich?

Seit Gründung des Nordhauses heiße ich Lea o’Hura Magistra Super’i’Or. Dieser Name sagt auf unterschiedliche Weise etwas über mich, meine Hobbys, meinen Beruf und meine Persönlichkeit aus und vor allem, dass mir die Meinung anderer über mich nicht sonderlich wichtig ist. Eine komplette Erklärung würde hier den Rahmen sprengen, aber frag mich gern…

Was gefällt dir an deiner Mission (der Stadt in der du den Orden vertrittst) am besten?

Auch wenn ich mittlerweile in der Diaspora von Oldenburg wohne, würde ich letztere Stadt als meine Mission bezeichnen und mir gefällt am besten, dass die Stadt so liberal und offen ist, dort musste ich noch nie Angst haben, als queere Person öffentlich unterwegs zu sein – und natürlich ist es schön, dass man sich dort in der Szene im Laufe der Jahre auskennt; weiß, wen man ansprechen muss und auf Partys willkommen ist.

Wie lange bist du bereits im Orden und was hat dich bewogen, beizutreten?

Im November 2006 wurde ich im Orden aufgenommen (damals im Berliner O.P.I.), wurde 2008 zur Schwester geweiht und habe 2011 das Nordhaus zusammen mit anderen ehemaligen Mitgliedern des O.S.P.I.  gegründet. Dieses Ehrenamt ist mir sehr wichtig und ich finde es großartig, auf so kreative, abwechslungsreiche und unterhaltsame Weise Gutes tun zu können.

Du bist seit Beginn des Nordhauses die Meisterin des Noviziats, daher sind viele Azubis aufgrund deiner nicht mehr dabei – wie geht’s dir damit?

Ja, das ist leider so! Als Meisterin des Noviziats ist man für die Ausbildung zuständig und muss daher auch manchmal Kritikpunkte weitergeben. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder Einzelne, die mit dieser Kritik nicht umgehen konnten und dann beleidigt ausgetreten sind und mir die Schuld gaben. Das ist dann so. Eigentlich wissen alle im Haus, dass es nie persönliche Kritik ist und es gibt ja auch Viele, die die Kritik umsetzen konnten, gewachsen sind und großartige Schwestern bzw. Gardisten geworden sind.

Wie viele Kleider, Handtaschen und Schuhe besitzt du eigentlich?

Da bin ich wie Chuck Norris: Alle! Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Viele Outfits sind scheinbar im Laufe der Jahre eingelaufen, daher habe ich sie gar nicht mehr… Ich bin aber definitiv noch dreistellig.

Wenn du eine Super-Nonne wärst, welche Superkraft hättest du?

Definitiv die integrierte Make-up-Flinte – Make-up in Sekunden wäre ein Traum.

Womit müssen die Leute rechnen, wenn du in ihrer Stadt manifestierst?

Man kennt mich laut und mit einem Augenzwinkern pöbelnd. Man muss also damit rechnen, aus dem Nichts angeschrien zu werden, einen schlagfertigen Spruch zu bekommen oder aber kreischend umarmt zu werden, wenn man sich schon kennt. In einer Laudatio zu einer Preisverleihung wurde ich sehr treffend als „herrlich distanzlos“ bezeichnet – das trifft es wohl ganz gut.

Ohne welchen Gegenstand, welches Signatur oder Branding würdest du nie manifestieren?

Niemals würde ich ohne das pinkfarbene Stoffherz auf meiner Haube manifestieren – und seit Sommer 2023 ohne den Button „dominant, herrisch, besserwisserisch – Naja, Lehrerin halt“.

Was ist auf einer Manifestation dein Lieblingsgetränk?

Alkohol – nein, Spaß… in letzter Zeit fahre ich oft, dann ist es Cola oder Wasser, aber wenn ich trinken darf, dann am ehesten Gintonic.

Was waren deine bisher schönsten Erlebnisse als Mitglied des Ordens?

Natürlich gibt es in all den Jahren einige. Die zwei bedeutendsten sind aber sicher: 1. dass ich meinen Ehemann auf einer Manifestation (damals noch) als Novizin kennengelernt habe – interessanterweise hat das mein Leben nachhaltig geprägt und verändert, wir sind ja seitdem zusammen und waren bisher maximal 8 Tage getrennt, er hat damals dann auch die Ausbildung zum Gardisten gemacht und war bis zu seinem Ordensruhestand mein liebster Begleiter auf Manifestationen. Und 2. das 40-jährige Jubiläum der Schwestern in San Francisco 2019, das ich zusammen mit Felice besucht habe und das mir ganz neue Motivation für die Arbeit gegeben hat.

Gibt es Erlebnisse oder Erfahrungen im Habit, die dich als Privatperson beeinflusst haben?

Man mag es ja nicht glauben, wenn man mich heute so erlebt, aber ich bin ursprünglich das harmlose, verklemmte, konservative und schüchterne Landei – das gesamte Schwestern- bzw. Nonnesein hat mich verändert, mich offener, schlagfertiger, toleranter und um einige Erfahrungen reicher gemacht. Lea ist mittlerweile definitiv nicht mehr nur eine Rolle, sondern Teil meiner Persönlichkeit, der raus kommt, sobald das Gesicht weiß grundiert ist.

Was schätzen andere Ordensmitglieder an dir?

Wie alle anderen auch, habe ich diese Frage an die Mitglieder weitergegeben: meine Schlagfertigkeit, mein Make-up (wobei das erst ab 2015/2016 besser wurde), meine Kreativität, meine Präsenz und scheinbar auch meine Zickigkeit (weil die bitches das Drama lieben…), mein Engagement für den Verein und die Community, meine Durchsetzungskraft und Gastfreundschaft sowie die Professionalität im Umgang mit Azubis und während der Manifestationen, zusätzlich meine Moderationsfähigkeiten. Ich bin echt gerührt von so viel Liebe!

Was sind deine Marotten?

Da musste ich lange überlegen. Aber mit etwas Hilfe kam ich darauf: den Schminksekt trinke ich mittlerweile vor lauter Konzentration immer erst nach dem Schminken und ich kann nur sehr schlecht Organisation abgeben – wenn es nicht so gut läuft oder wie ich es idealerweise denke, dann reiß ich das wohl ab und zu an mich. Und ich habe immer noch ein Maßband in der Handtasche, benutzen konnte ich es noch nie… aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Lea, du bist die älteste Person im Haus, hast also auch schon Vieles erlebt – gibt es eine Manifestation, die dich noch reizen oder herausfordern würde?

Auf jeden Fall. Nach wie vor liebe ich Manifestationen auf Prides, ich finde jeden Besuch als Schwester im Ausland toll, Filmprojekte machen mich nervös, genau wie Moderationen – was mich allerdings gar nicht mehr reizt sind Partys, auf denen man sich aufgrund der Lautstärke nicht mit den Leuten unterhalten kann. Ich möchte mit den Leuten reden und nicht nur in der Gegend rumstehen, verteilen und gegen die Musik anschreien – das war früher ganz nett, aber jetzt bin ich zu alt für den Scheiß 😉.

Was ist der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?

Lauf nicht durch Nasses, wenn es nicht geregnet hat, besonders wenn es gelb ist.