Ianto o'r Galon Lân

Gardist Ianto

Gardist

Du kommst als Gründungsmitglied nach 14 Jahren zurück in die aktive Arbeit – was sind deine Gründe dafür?

Es wurde Zeit: ich bin nach Jahren fest in Hannover und bei mir angekommen, und die Zeiten verlangen nach Einmischung. Und etwas wieder aufzunehmen, das man schon mal — einige sagen: ganz gut — gemacht hat, ist einfacher, als aus dem Stand ein Revolutionskommitee zu gründen.

Wie lautet dein vollständiger Ordensname und was bedeutet dieser für dich?

‚Ianto‘ ist mein Ordensname von Anfang an, der stammt von einer Figur aus einer obskuren Sci-Fi-Serie, die folgendermaßen treffend beschrieben wird: „He cleans up after us, gets us everywhere on time and he looks good in a suit“. Die Figur ist Waliser, und eines der schönsten walisischen Lieder ist „Calon Lân“ was „reines Herz“ heißt, „o’r“ ist die Genetivpräposition und dann werden im Walisischen Anfangskonsonanten angepaßt, deshalb: Ianto o’r Galon Lân, Ianto reinen Herzens. Mit Ianto habe ich mich sogar eine Weile lang auf der Arbeit bezeichnet, weil der Chef den gleichen Vornamen hatte wie ich. Der Name ist also ein fester Bestandteil meines Wesens geworden.

Was gefällt dir an deiner Mission (der Stadt, in der du den Orden vertrittst) am besten?

Hannover hat eine unglaublich offene Stadtgemeinschaft, auch wenn‘s erstmal nicht so wirkt. Hier gibt‘s von Hochkultur bis Kleinkunst, alles, was das Herz begehrt, und — in der heutigen Zeit nicht mehr ganz unwichtig — ich fühle mich als schwul gelesener Mann hier privat wohl und sicher.

Wie lange bist du bereits im Orden und was hat dich bewogen, beizutreten?

Ich bin seit Ende 2008 im Orden, zunächst in Berlin, bis zur Gründung 2011 dann im Nordhaus. Ich komme aus Rostock und fand die Schwestern eh schon interessant. Als ich dann bei einer Party erlebt habe, wie Schwester Gloria (Missionarin zu Schwerin) mit Aramis (einem Azubi zum Gardisten) mit der Gemeinde interagiert, wollte ich das unterstützen.

Womit müssen die Leute rechnen, wenn du in ihrer Stadt manifestierst?

Es wird gesungen und getanzt werden, es wird politisch, und ich werde mir ungeniert deinen Kajal/Lippenstift/Brustharnisch/Tagesbegleiter borgen, wenn ich der Meinung bin, ich wäre unterdekoriert.

Du hast vor der Gründung des Nordhauses mit Lea den Ausbildungsleitfaden geschrieben – was ist deiner Meinung nach die wichtigste Lektion für Azubis?

Demut heißt die eigene Rolle und den eigenen Platz im Leben und der Gesellschaft kritisch zu betrachten und anzunehmen und ist ein sehr gutes Hilfsmittel im Ordens- und im Privatleben, um ungewohnte und überraschende Situationen zu meistern.

Wenn du ein Buntstift wärst, welchen Geschmack hättest du?

Ich hätte auch als Buntstift nicht mehr oder weniger Geschmack als jetzt … Ach, so war das gar nicht gemeint? Ähm, Petrichor, das tollste Aroma in drei Sternensystemen

Was ist auf einer Manifestation dein Lieblingsgetränk?

Hängt von der Mani ab: auf Weinfesten Wein, auf Starbierfesten Starkbier, auf Schützenfesten die lokale Spezialität und auf CSDs: Kaltes … Klares … Wasser, denn Politik braucht einen kühlen Kopf.

Was würdest du als Ordensfigur unheimlich gerne mal tun?

Beim Opernball in Hannover manifestieren und mit einem guten Tänzer (m/w/d) tanzen.

Was waren deine bisher schönsten Erlebnisse als Mitglied des Ordens?

Die Vorbereitungen zur Gründung des Nordhauses. Ich hatte schon viel manifestiert, aber ein Haus zu gestalten und die Dinge, die einem manchmal aufstoßen, besser oder auch nur anders einzurichten war schon ein tolles Gefühl.
Manitechnisch: Tilda Swinton auf den Teddy-Awards 2009 treffen.

Was möchtest du als Schwester/Gardist unbedingt noch erreichen/machen?

Ich will eine volle und feste Schwesternpersona erschaffen und dann würde ich gern eine*n Auszubildende*n in der Ausbildung tutieren und zur Weihe führen.

Was ist der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?

Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst (Eintrag meiner Grundschullehrerin in mein Freundebuch in der 2. Klasse)

Gibt es Erlebnisse oder Erfahrungen im Habit, die dich als Privatperson beeinflusst haben?

Nach meiner ersten Mani als Schwester ist mir aufgegangen, daß ich meine Rolle im Leben selbst gestalten kann, und daß wir vermutlich alle, aber ich ganz bestimmt, immer mit einer Persona rumlaufen, einer Version von uns, die wir nach außen zeigen wollen. Seitdem versuche ich privat und im Habit so authentisch wie möglich zu sein, privat meistens ohne, im Habit gerne mit viel Chichi.

Was sind deine Marotten?

Langatmige Erklärungen, ich tanze quasi ständig, und ich treffe gravierende Entscheidung bewußt aber dann spontan und endgültig (fragt Lea nach dem Abend des 5.3.2011)